Dienstag, 25. November 2008

Meine Hölle bin ich selbst - und mein Himmel auch

Der Zeichner und Poet Horst Janssen gefiel sich als Bürgerschreck. Dennoch war er lange Zeit Liebling der Hamburger Schickeria. Er randalierte beim Spiegel-Verleger Rudolf Augstein, stieß den Publizisten Joachim Fest die Treppe hinunter, goß dem Philosophen Ernst Bloch Rotwein über die Hose. War er erst einmal betrunken, und das war er meistens, setzte er sich über alle Regeln hinweg. Am nächsten Tag schrieb er Entschuldigungsbriefe und legte Zeichnungen bei in der Hoffnung, dass diese Geste als Wiedergutmachung wirken würde.

Rosvita Krausz hat sich von Freunden und Bekannten des Malers, von Kunstkritikern und Zeitgenossen das Faszinosum Janssen beschreiben lassen.

Sendezeit Nordwestradio : So 30.11.08: 9.05-10.00 Uhr
Wiederholung: Mi den 3.12.08 19.05

Donnerstag, 28. August 2008

Manfred Osten auf Lesereise

TERMINE

15. Oktober 2008 Lesung im Bonner Uni-Club
Dr. Manfred Osten Lyrik-Lesung „Im Kerngehäuse“ und „Der Baum der Reisenden“










18. Oktober 2008 20 Uhr
Kulturzentrum Schloss Bonndorf

Dr. Manfred Osten Lyrik-Lesung „Im Kerngehäuse“ und „Der Baum der Reisenden“ mit anschließendem Podiumsgespräch über die Aktualität der Lyrik im 21. Jahrhundert und die Entschleunigung der Kultur

Bei der Brodwolf Ausstellung „Speichern, Erinnern, Zeigen“, die vom 14.September – 16. November 2008 läuft.


15. November 2008
Lange Nacht der Bücher Kunsthandel Walz

Dr. Manfred Osten Lyrik-Lesung „Im Kerngehäuse“ und „Der Baum der Reisenden“ mit anschließender Diskussion über die Aktualität der Lyrik im 21. Jahrhundert und die Entschleunigung der Kultur

Bahnhofstraße 14
88662 Überlingen Bodensee


28. November 2008
Galerie Kunstkontor in Münster

Dr. Manfred Osten Lyrik-Lesung „Im Kerngehäuse“ und „Der Baum der Reisenden“ mit begleitender Ausstellung

Mittwoch, 20. August 2008

Zeitzeichen

Anfang August sind im Verlag St. Gertrude zwei bibliophil ausgestattete Lyrikbände von Manfred Osten erschienen.


Fünfzehn Jahre nach Erscheinen seines ersten Gedichtbandes legt der Weltenbürger, Autor und Diplomat Manfred Osten weitere lyrische Zeitzeichen vor, beide Werke werden hochkarätig begleitet: Jürgen Brodwolf zeigt mit seinen Wortwandlungen die Essenz der Gedichte „Im Kerngehäuse“,















toleranz

der teufel
hat seines pferdefußes
sich sehr geniert
er lebt jetzt
im schafspelz
unter den wölfen
der freiheit
die jedem
die verfassung
garantiert



Horst Janssen begleitet mit der ihm eigenen Virtuosität Ostens Worte in „Der Baum der Reisenden“.












reisebüro

als ich
in mich schaute
sah ich
dich
die ferne
im hinterland

Manfred Osten, Autor, Kulturhistoriker, Diplomat, Generalsekretär a.D. der Alexander von Humboldt-Stiftung. In Ludwigslust 1938 geboren, verheiratet, Vater von drei Kindern. Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur. Order of the rising star (Japan). Ehrendoktor der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und der Universitäten Bukarest, Pécs und Iasi. Seit Februar 2008 Träger des Bundesverdienstkreuzes am Band. Zahlreiche Publikationen im Suhrkamp Verlag und Fernsehgespräche mit Alexander Kluge.
Beide Lyrik-Bände sind direkt im St. Gertrude-Artshop oder im Buchhandel erhältlich.

Montag, 21. Juli 2008

Aktuelle Janssen-Ausstellungen


The Ephemeral World of Horst Janssen
Amsterdam, Rembrandthuis
Die vergängliche Welt von Horst Janssen
31. Mai – 24. August 2008


Horst Janssen. AugenLust
Balingen, Zehntscheuer
Aquarelle & Zeichnungen, Radierungen, Lithographien, Holzschnitte
5. Juli. bis 7.September 2008

Horst Janssen - Es sind nur Steigerungen...
Panorama Museum Bad Frankenhausen
Mehr als 100 signifikante Einzelstücke von 1970 bis zu Janssens Tod
14. Juni bis 28. September 2008


Horst Janssen „Große Russen“
Die schier endlose Weite Russlands wird in Horst Janssens 41 Blättern von 1981 fühlbar
Schloss Gottorf
20.Juli bis 28. September 2008
Abbildung: Janssen, Munch Tryptichon

Montag, 16. Juni 2008

AugenLust


Horst Janssen: Aquarelle & Zeichnungen, Radierungen, Lithografien und Holzschnitte
Vom 5. Juli bis zum 7. September 2008
in Balingen, in der Zehntscheuer
Rund 150 Werke Janssens werden in Balingen ausgestellt - eine schier überwältigende Fülle, die unter anderem die Themen Eros und Tod, Landschaft, Selbst und auch die Plakatkunst umfasst.
Es ist schnell gesagt, dass Horst Janssen der »begabteste Zeichner« ist, den Deutschland je hatte« (Henri Nannen), dass er ein »Genie war, eine epochale Ausnahmeerscheinung« (Wolfgang Hildesheimer)und dass er zu den bekanntesten Zeichnern gehört, die bereits zu Lebzeiten Weltruhm (Joachim Fest) erworben haben
"Mein törichtes Auge liebt", sagte Janssen und diese Lust im Augenblick lässt den Betrachter nicht mehr los. (Rudolf Greiner, Ausstellungskonzeption)
Öffentliche Führungen finden Sonntags um 16 Uhr statt.
Die Ausstellung ist täglich von 11 Uhr bis 19 Uhr geöffnet.

Freitag, 23. Mai 2008

The Ephemeral World of Horst Janssen 31 May - 24 August 2008

Kein Künstler hat durch seine geniale Radierkunst wohl mehr Einfluss auf Janssen ausgeübt als Rembrandt. In Rembrandt sah Janssen eines seiner wichtigsten Vorbilder, aber auch einen Geistesverwandten im künstlerischen Können und in der virtuosen Technik. Zahlreiche Selbstbildnisse entstanden nach den Selbstdarstellungen des großen Niederländers, wobei Janssen wie dieser gekonnt mit der Pose und dem dramatischen Wechsel von Licht und Schatten spielte. So trägt eines der Selbstportraits als Hommage an Rembrandt den Titel „nach ihm“. (Hamburger Kunsthalle)

Das Rembrandhuis schreibt:

"From 31 May to 24 August the Rembrandt House Museum is staging an exhibition of works by the German graphic artist Horst Janssen (1929-1995). Janssen was a virtuoso draughtsman with an extraordinarily expressive handling of line. Although his work is largely figurative, he never slavishly imitated the truth. The reality in his portraits, self-portraits, landscapes, still lifes and erotic scenes is always distorted and dramatized. He was a great admirer of Rembrandt and often took his inspiration from the master's work, particularly in his many self-portraits and landscapes. The hundred finest etchings have been selected from Janssen's huge oeuvre, supported by some of the highlights among his drawings. This is the first exhibition in the Netherlands to be devoted to Horst Janssen's prints. "

Mit großer Begeisterung und Einfühlung hat der Kurator der Ausstellung Dr. Bob van den Boogert sich dem Werk Janssens genähert. Janssens Liebe und Leidenschaft zum Werk Rembrandts findet auf diese Weise - und mit dieser Ausstellung - ihre Entsprechung.

Dienstag, 15. April 2008

Janssen-Bibliothek

Weit über hundert Gäste waren zur Eröffnung der Janssen Bibliothek gekommen, verschafften sich einen Eindruck von der literarischen Sammlung, die auch seltene und vergriffene Publikationen umfasst.

„Janssen (1929 – 1995), war auch ein exzellenter Autor und Redner“, so Angelika Gerlach, die den Künstler 1972 als Buchhändlerin kennen gelernt hat und jetzt die Janssen Bibliothek betreut. Bisher umfasst die Bibliothek, die weiter ausgebaut werden wird, rund 150 Bände. Im Regal stehen neben Platten-Covern für den frühen Franz-Josef Degenhardt, Bildbände, Kataloge und persönlichen Belegexemplaren, Janssen-Klassiker wie „Hinkepott“, „Anmerkungen zum Grundgesetz“ und „Wenn ich Bürgermeister wäre“.

Zur Bibliotheks-Eröffnung war auch Janssens Tochter Lamme gekommen. Sie lebt heute wieder in Kanada. Bis zum Tod Horst Janssens im August 1995 verbrachte sie viel Zeit mit ihrem Vater. Der habe Bücher sehr geliebt, so Lamme Janssen im Rahmen der Eröffnung. Die Bibliothek „wäre für meinen Vater ein großartiges Geschenk gewesen“.

Donnerstag, 10. April 2008

Mittwoch, 26. März 2008

Sandalphabet





















In einem Steinfeld

In einem Steinfeld
das Fenster geöffnet
kommen Flügel ins Haus
Blätter tragen das Ende
frisch geschnittener Blumen
die Wurzeln in der Erde gelassen
die Zungen nur
ins Wasser gestellt
Spinnweben glitzern
sie zittern verlassen
das Messer schält das Bild
Apfelschädel auf einem Teller

Christoph Klimke






















Sandalphabet, 1990/91

Jürgen Brodwolf
Entstehungsjahr: 1990/91
Format: 30 x 21,5 cm
Wasserfarbe, Bleistift, Asphalt, Wachs und Kopierfrottage,
doppelseitig Signiert, datiert
Betitelt "Vezia"

Das Sandalphabet (Jürgen Brodwolf, Christoph Klimke) erschien in drei Folgen; diese Abbildungen stammen aus der Edition III Vier Zyklen aus Vezia, die sich wiederum in die Folgen Pygmalion, Aorta, Todesengel und Halebid und Parada untergliedert.

Montag, 11. Februar 2008

Halle 3, Stand J 11












165 Galerien aus 15 Ländern.

Die Kunstmesse in den lichtdurchfluteten, säulenfreien Hallen ist längst zum Pflichttermin für Sammler, Kunstinteressierte und Medien geworden. Nicht weniger als 35.000 Besucher wurden im März 2007 zur 4. art KARLSRUHE gezählt.

St. Gertrude ist bereits zum vierten Mal dabei und zeigt seine Klassiker Janssen, Roth und Brodwolf. Daneben einzelne Werke von Vostell, Köpcke, Hrdlicka, Hamilton und Picasso.
Von Janssen sind außerdem viele kleine Originalzeichnungen aus der Sammlung Gatermann zu sehen.

Dienstag, 5. Februar 2008

INTERVIEW MIT DIETER ROTH

name und vornamen?
ROTH, KARL-DIETRICH.

evtl pseudonyme?
DITER ROT.
Dieter Roth wurde 1930 als Sohn einer deutschen Mutter und eines Schweizer Vaters in Hannover geboren - 1998 starb er in Basel. Gewalt und Zerstörung gehörten zu seinen prägenden Jugenderfahrungen, als Kind wurde er aus dem Bombenhagel Hannovers, weg von der Familie, in die Schweiz geschickt.


beruf in deinem pass?
ARTISTE.
Dieter Roth war ein Künstler, der Kunst und Leben einzigartig verband. Er arbeitete als Maler, Zeichner, Plastiker, Designer, Dichter, Musiker, Filmer, Verleger, Installationskünstler, Lehrer, Performer, Kurator seiner eigenen Ausstellungen und Mäzen von jungen Künstlerfreunden. In den Grossskulpturen, wie in der "begehbaren Gartenskulptur", führte er diese Elemente zusammen: zu einem Vorschlag, was Kunst und Leben sein könnte.

gibt es für dich in der kunst "ewige werte"?
ICH SEHE NICHTS.
Das Wahre, Schöne, Gute - alles stellte er radikal in Frage. Er arbeitete oft mit vergänglichen Materialien und dieses Prozesshafte schuf eine neue Art von Schönheit: Zweit wird sichtbar. Sein universaler Schaffens- und Gestaltungsdrang entzieht sich tradierten Klassifizierungen.

zivilstand?
AUF REISEN.
Als Kind seiner Heimat beraubt, wurde er als Erwachsener nie mehr richtig sesshaft, in vielen Weltstädten unterhielt er Ateliers, als Pionier der hybriden Kunst arbeitete er mit und bei Freunden, lebte ein exzessives Nachtleben.

kinder?
4
Jung und verliebt reiste er nach Island und gründete dort eine Familie, das Land und seine Kinder bildeten auch in späteren Jahren ein Refugium. Dort regenerierte er, die archaische Landschaft und ein sich immer wandelndes Klima halfem ihm, die innere Konzentration zu finden. Das ständige Werden und Vergehen, wie es in der isländischen Natur spürbar wird, hat sein Werk nachhaltig beeinflusst.

welches ist deine lebens-devise? hast du eine?
DEVISE: WEG DAMIT?
Sein Engagement als Lehrer und Mäzen sprengte den üblichen Rahmen und veränderte das Leben der Beteiligten tiefgreifend. Die heute so verbreitete Zusammenarbeit zwischen Künstlern lebte er bereits in den siebziger Jahren, er kollaborierte mit so unterschiedlichen Kunstgrössen wie Richard Hamilton und Arnulf Rainer. Dieter Roth bestritt unzählige, zum Teil spektakuläre Einzelausstellungen in Museen und Galerien und vertrat die Schweiz an der Kunstbiennale in Venedig 1982. Die Documenta 2002 in Kassel inthronisierte ihn mit zwei Grossinstallationen als Vaterfigur neuester Kunsttendenzen. Der renommierte Rembrandtpreis ist nur eine der zahlreichen Auszeichnungen, die seine Bedeutung unterstrichen. Sein Werk ist in allen bedeutenden Museen vertreten. In der Schweiz stehen wichtige Werkgruppen im Museum für Gegenwartskunst und im Schaulager in Basel sowie im Kunstmuseum Solothurn.

Fragen und Antworten: aus "100 fragen an diter rot" von Serge Stauffer

Dienstag, 22. Januar 2008

Ursprung und Verwandlung einer Figur

Die Frage nach der Findung, dem Sinn und der Herkunft der Tubenfigur wird immer wieder gestellt. Neben Texten von verschiedenen Autoren habe ich 1984 in einer «Zeittafel zur Entwicklung meiner Figur» und einer «Tabelle mit den verschiedenen Figurentypen» die chronologische Entwicklung dieser Kunstfigur dargestellt. Diese «Biografie einer Kunstfigur» soll nun mit meiner Biografie erweitert werden – die eine ist ohne die andere nicht mehr denkbar.

Wir erinnern uns an die enorme Fähigkeit aus unserer Kindheit, in formtypische Steine, Hölzer, Zweige usw. Menschen- und Tierwesen hinein zu projizieren oder herauszulesen. Da verwandelte sich eine Handvoll Schwemmhölzer am Fluß, gebrochene Baumzweige, vermoderte Holzstücke im Wald zu Vater, Mutter, Prinz, König, Hexe, Teufel, Zwerg. Mit diesen Figuren wurden die Geschichten und Bilder aus der Welt der Märchen und der eigenen übervollen Fantasie gespielt und gelebt. Hier liegt der Ursprung meiner späteren (Spiel)-Figur.

Meine frühe Kindheit verbrachte ich ohne Geschwister und Spielgefährten in einer noch unbesiedelten Landschaft, die mit ihren Busch- und Baumwäldern, Weideflächen, Mooren und Weihern unerschöpfliche Spielplätze bot, in denen aber die Spielgefährten fehlten. Ihre Stelle mußten meine Fantasiefiguren aus Hölzern, Zweigen und Steinen einnehmen, ausfüllen. Später kamen aus Stanniolpapier geformte Figürchen hinzu, mit denen hauptsächlich während der Wintermonate im Kinderzimmer vor Pappschachtelbühnen und Kulissen Geschichten gespielt wurden.

Zwischen diesen letzten Stanniolfigürchen und den ersten Tubenfiguren liegen rund 20 Jahre, Jahre, in denen das kindliche Spiel dem rationalen Denken der Erwachsenenwelt weichen sollte. Die Spuren dieser «Kindheitsfiguren» blieben aber irgendwo unter meiner Hirnrinde als Formchiffre gespeichert, abrufbar durch ein optisches Formsignal von außen.
Das Signal gab eine ausgedrückte Farbtube auf dem Maltisch neben der Staffelei, die in der zufälligen, unabsichtlichen Verformung figurative Züge annahm, die dem Ur- oder Vorbild meiner inneren Figur entsprach.

Für mich bedeutete die folgenschwere Entdeckung dieser Tubenfigur gleichzeitig Wiederfindung, Anknüpfung an meine Kindheit, Zurückerinnerung an Spiele und Rituale mit den frühen primitiven Figuren. In dieser Tubenfigur erkannte ich die starke Verwandtschaft zu den Figurenrelikten meiner Kindheit und somit die Wiederfindung meiner wahren Identität und eigenen Sprache.
Wer diese Kunstfigur nur als künstlerisches Markenzeichen deklariert, übersieht das Archetypische, Idolhafte dieser Kunstfigur und das Phänomen ihrer ständigen Wandlungsfähigkeit, die seit 25 Jahren immer neue Figurentypen und Figurenevolutionen erbracht hat.

Jürgen Brodwolf

Montag, 21. Januar 2008

Sammler sind glückliche Menschen

Vom 25.1. bis 27.1.2008 findet die Stuttgarter Antiquariatsmesse im Württembergischen Kunstverein (Schlossplatz 2) statt. St. Gertrude ist in Raum 1 (Rotunde) an Stand 9 zu finden.

Untrennbar mit Horst Janssens Werk verbunden, zeigt St. Gertrude dort Seltenes, Vergriffenes, Limitiertes, Vorzugsausgaben und Signiertes. Dazu präsentieren wir Dieter Roth mit seltener Graphik und Buchvorzugsausgaben sowie Jürgen Brodwolf mit einzelnen Originalarbeiten.

Vernissage: 26. Januar 2008 um 18.30 Uhr im Württembergischen Kunstverein, mit einem Vortrag von Reinhard Wittmann und einer Einführung von Eberhard Köstler. Musik: Lorenzo Petrocca. Eintritt frei!